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  • AutorenbildMiss Cooper

Diana Gabaldon - Der Ruf der Trommel


Roman

Erscheinungsdatum : 1997

Original Titel : Drums of Autumn

Verlag : Blanvalet


Klappentext:


Nach einer langen, abenteuerlichen Reise landen Claire Randall und James Fraser in den amerikanischen Kolonien des achtzehnten Jahrhunderts. doch der Atem der Vergangenheit reicht weit. Denn auch ihre Tochter Brianna ist dem Ruf der Trommel gefolgt - nicht nur auf der Suche nach der Vergangenheit und nach dem Vater, den sie nie gesehen hat, sondern auch aus Angst vor einer Zukunft, die nur sie allein kennt…



Rezension:


An Umfang steht der vierte Band aus Diana Gabaldons Highland - Saga seinen Vorgängern in nichts nach. Schlappe tausendzweihundert Seiten umfasst der Koloss und hat es wohlmöglich ziemlich schwer, als permanenter Begleiter in einer Handtasche Platz zu finden. Es sei denn, man schmeisst den ganzen übrigen, völlig unwichtigen Krempel hinaus. Doch am besten schmökert es sich ja eh zu Hause, im Lieblingssessel, Teetrinkend, aus einer hauchdünn geschliffenen Tasse, die Welt um sich herum vergessend, um eine andere in sich aufzunehmen. Zugegeben, ich bin in meinem Fall, was die neu zu erkundende Welt angeht noch etwas skeptisch, Gabaldons letzter Band „Ferne Ufer“ lies mich nicht unbedingt Beifall - klatschend zurück. Dennoch erinnere ich mich an die Wucht, mit der mich ihre ersten beiden Teile „Feuer und Stein“ sowie auch „geliehene Zeit“ getroffen haben und hoffe einfach inständig darauf, das ihr ähnliches ein weiteres mal mit „der Ruf der Trommel“ gelingen könnte.


„Ferne Ufer“ Endete mit dem Tod Geillis Duncans und der Befreiung von Jamies Neffen Ian aus Rose Hall. Der überstürzten Flucht von der Insel Hispaniola, einem Sturm der sie auf hoher See erfasst und sie an das Ufer einer ihnen noch unbekannten Zivilisation bringt. Mit dem Begreifen wo sie gestrandet sind, nämlich an der Küste Georgias schließt der dritte Band und öffnet die Türen zu einer neuen Welt.


„Der Ruf der Trommel“ setzt nahtlos an die Geschehnisse der Vergangenheit an. Nur wenige Tage nach ihrer Ankunft in Amerika, besteht ihre oberste Priorität darin, Ian, für dessen Rettung sie um die halbe Welt gereist sind, zurück nach Schottland zu seiner Familie zu schicken. Doch als ihr Vorhaben fehlschlägt ihn auf einem Schiff unterzubringen, beschließt Jamie seinen Neffen mit sich zu nehmen. So sind sie also zu fünft, Jamie, Claire, Ian, Fergus und Duncan Innes, die sich auf den Weg nach Cape Fear machen. Einem Landstrich in South Carolina, an dem sich nicht nur der Großteil der Schotten angesiedelt hat, sondern auch seine Tante Jocasta Cameron lebt. Allerdings besitzen sie bis auf eine Handvoll Edelsteinen, die sie aus Rose Hall entwendet haben und die sich nicht gerade einfach zu Geld machen lassen, so gut wie nichts wovon sich eine Reise finanzieren lassen könnte. Als ihnen auch diese, von dem flüchtigen Piraten Stephen Bonnet entwendet werden, stehen sie völlig mittellos da als sie River Run, das Anwesen von der blinden Witwe Jocasta Cameron erreichen. Ihre Sorge um ihr Auftreten war jedoch völlig unbegründet, Jocasta empfängt sie mit offenen Armen. Vielleicht weil sie mit ihrem Neffen Jamie endlich einen würdigen Erben und männlichen Vertreter ihrer Handelzweige gefunden hat. Denn seit Jocastas dritter Ehemann gestorben ist verwaltet sie die Geschäfte, doch als alleinstehende Frau in den amerikanischen Kolonien des achtzehnten Jahrhunderts hat man es alles andere als einfach. Jamie jedoch lehnt ihr Angebot ab, er hat andere Pläne. Sein Wunsch besteht darin in den unberührten Wäldern seine Zelte aufzuschlagen und eine eigene Siedlung entstehen zu lassen. Viele Monate harte Arbeit zahlen sich letztendlich aus und Fraser`s Ridge entsteht.


„Wenn er Jocastas Angebot nicht annahm, mußte er etwas anderes tun. Und ‚etwas anderes‘ war sehr wahrscheinlich William Tryons gefährlicher Lockruf - Land und Siedler. Auf gewisse Weise war das besser als Jocastas großzügiges Angebot; was er aufbaute, würde ihm gehören, das Erbe, das er Brianna hinterlassen wollte. Wenn er lange genug lebte, um es aufzubauen.“

Unterdessen spielen sich in Boston der 1970er ganz andere Szenen ab. Dort lebt und Studiert die von ihrer Mutter zurückgelassene Brianna. Auch ein Jahr nach dem verschwinden ihrer Mutter Claire kann sie diesen Verlust noch nicht verarbeiten. Auf der Suche nach Anhaltspunkten wie es ihrer Mutter und ihrem unbekannten Vater Jamie ergangen ist, stößt sie auf einen Zeitungsartikel der beschreibt, das ihre Eltern bei einem Brand ums leben kommen werden. Brianna fast den Entschluss sich durch den Steinkreis Craigh na Dun in die Vergangenheit befördern zu lassen. Sie muss ihre Eltern finden und versuchen zu verhindern was sonst geschehen wird. Als Roger Wakefield, der die ganze Zeit über Kontakt mit Brianna hielt, erfährt was sie getan hat, kann auch er nicht länger untätig bleiben. Aus liebe und um sie beschützen zu können folgt er ihr durch den selben Steinkreis. Als er sie nach einer schier endlosen und entbehrungsreichen Reise in die Kolonien endlich findet, vereinen sich in Brianna nicht nur das Gefühl von Glück, den Mann den sie liebt wieder zusehen, sondern auch Verzweiflung, denn Roger wäre der Anker gewesen, der sie in ihre eigene Zeit hätte zurückbringen können. Nun sitzen sie beide fest, in einer Zeit die nicht ihre ist. Doch sie schiebt den Gedanken vorerst beiseite, denn nun gilt es zunächst einmal ihre Eltern zu finden und denen ist sie dicht auf der Spur.


Um den Überblick auch im vierten Band nicht vollständig zu verlieren wäre es ratsam die anderen Teile - falls noch nicht geschehen, rasch durchzulesen… Schnellleser sollten das in drei bis vier Tagen erledigt haben, für alle anderen normalsterblichen unter uns, die in den Lesepausen noch ihrem Job nachgehen wollen, könnte es etwas länger dauern.


Vorbei ist es mit der Highland - Saga der vergangenen Triologie, von nun an spielt die gesamte Handlung im Amerika des achtzehnten Jahrhunderts. Der vierte Band und für mich definitiv der letzte, hat auch nur noch wenig mit dem einstigen Historien Roman, der mit bildhaft kolorierten Fakten punktete gemein. Mit „der Ruf der Trommel“ erschafft Diana Gabaldon einen reinen, butterweichen Liebesroman mit Fantasy Aspekten. Die Detailverliebtheit, die ich an den Vorgängerbüchern so bezaubernd empfand, schwenken nun ins Gegenteil um, sie beginnt sogar fast schon an meinen Nerven zu zerren. Gabaldon zählt so viele Attribute und Eindrücke auf, das es im gesamten einfach völlig unglaubwürdig erscheint, denn wer bitte kann im wahren leben acht unterschiedliche Gerüche an nur einer Haarlocke ausmachen. Über Seiten hinweg ergibt sie sich literarischen Ergüssen über nackte Haut und der Beschaffenheit von Brüsten. Die inneren Monologe und Gedanken werden immer theatralischer, dabei fallen die mitunter sehr platten Dialoge hinten unter. Im verlauf des Buches gehen mir auch sämtliche Sympathien gegenüber den Protagonisten verloren. So sehr ich dem Charakter des James Fraser in den ersten Werken zugetan war, so kann ich dem puritanischen, grobschlächtigen Mann nichts mehr abgewinnen. Die Handlung an sich kriecht im Schneckentempo voran, das liegt aber vielleicht auch an den unglaublich vielen Side - Storys die sie beginnt und auf deren Höhepunkt sie einfach einen anderen Teil der vorangegangenen Handlung wieder aufnimmt. Durch das permanente wechseln des Erzählstranges, gelingt es ihr auch nicht Emotionen bei mir aufzubauen. Auf den ersten neunhundert Seiten bleibt die Spannung auf Bodenniveau, doch die letzten dreihundert strotzen gerade zu vor Dramatik. Ich bin mir allerdings nicht sicher ob sich die Mühe zuvor gelohnt hat, ich befürchte fast, dass es das nicht tat.


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