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  • AutorenbildMiss Cooper

Jane Austen - Stolz und Vorurteil

Roman

Erstausgabe : 1813

Originaltitel : Pride and Prejudice

Verlag : Penguin




Rezension:


Du bist eine junge Frau Anfang zwanzig. Trotz deiner jungen Jahre besteht dein existenzielles Lebensziel darin einen Ehemann zu finden. Und das möglichst bald, denn in nur wenigen Jahren bist du bereits eine alternde Jungfer, aussichtsreicher werden deine Chancen auf dem Heiratsmarkt damit nicht. Es ist also Eile geboten. Du tanzt auf so vielen Bällen das sich deine Füße vor schmerzen krümmen. Doch das ist dir egal, ebenso das du für deinen Zukünftigen echte Zuneigung empfindest. Materielle Absicherung ist entscheidend. Wobei gegenseitige Zuneigung oder zumindest Achtung voreinander recht erstrebenswerte Ziele wären, auch für dich. Deine Wahl triffst du natürlich nicht selbst, auf das decorum achtgebend sprichst du auch niemanden selbst an. Du lässt dich vorstellen oder man wird dir vorgestellt. Deine Aufgabe besteht lediglich darin dich besonders in Szene zu setzten. Undenkbar findest du? Mein einziges Lebensziel soll es sein einen Mann zu finden und sobald das geschehen ist, all meine eigenen Belange nach hinten anzustellen und mich nur noch dem Haushalt und der Kindererziehung zu widmen? In England des 19. Jahrhunderts war dies eine ausgemachte Tatsache. Selbstverständlich gab es auch Frauen die sich dieser rigiden Gesellschaftsnorm nicht beugten, die versuchten sich selbst zu verwirklichen, oder nie die Absicht hegten zu Heiraten. Oftmals wurden sie dann Gesellschaftlich und moralisch abgewertet. Jane Austens Roman „Stolz und Vorurteil“ - im übrigen der meistgelesene Liebesroman in der Weltliteratur, wirkt zu dieser Zeitepoche. Um genau zu sein 1823.


Im Hause Bennet ist das Jagdfieber ausgebrochen. Doch nicht auf Rebhühner oder Fasane, sondern auf den gut situierten Junggesellen Mr.Bingley, der vor kurzem ein Anwesen in der Nachbarschaft erworben hat. Die Bennets verfügen zwar nur über ein geringes Vermögen, sind aber dennoch die Vornehmste Familie in Longbourne. Dementsprechend rechnet sich Mrs.Bennet die besten Chancen aus, eine ihrer fünf ledigen Töchter mit Mr.Bingley zu verheiraten.


„Die Schilderung ihrer Nachbarin Lady Lucas klang äußerst vielversprechend: Sir William sei von ihm entzückt gewesen, er sei blutjung, sehe hinreißend gut aus, wirkte ungemein liebenswürdig und beabsichtige - als Krönung des ganzen - mit großem Gefolge auf dem nächsten Ball zu erscheinen. Nichts erfreulicher als das! Wer gern tanzt, verliebt sich leicht. Und schon hegte man die lebhafte Hoffnung auf Mr.Bingleys Herz.“

Jane die älteste und auch schönste der fünf hat es Mr.Bingley besonders angetan, auf einem Ball tanzt er gleich zweimal mit ihr. Und auch Jane scheint ganz fasziniert von dem zuvorkommenden und gutaussehenden Mann mit den fabelhaften Manieren zu sein. Bingley kam allerdings nicht allein in das südenglische Meryton. Im Gefolge hat er seine beiden Hochnäsigen Schwestern und den Finanziell noch besser gestellten Fitzwilliam Darcy. Der sich im Gegensatz zu seinem Freund Bingley nicht gerade beliebt macht. Mit seiner mürrischen Art wurde er von den Bürgern der Gegend dazu auserkoren, der unangenehmste und hochmütigste Mensch zu sein dem sie je begegnet sind. Auch Elisabeth, die zweitälteste Tochter der Bennets kann nichts positives an ihm feststellen. Mrs.Bennet, ein Frau von geringer Bildung und noch geringerem Verstand, deren Nerven immerwährend blank liegen, sieht Jane und Bingley schon vor dem Traualtar, sich selbst in goldenen Kutschen reisend und auf Bingleys Anwesen lustwandelnd. Auch wird sie es niemals müde diese tatsache in der ganzen Ortschaft kundzutun und Lobreden auf Bingley und sich selbst zu halten. So schickt sie Jane während eines Sturms los um Mr.Bingley Gesellschaft zu leisten. Die Folge daraus hatte Mrs.Bennet gut kalkuliert, nämlich das sie sich eine Erkältung zuziehen würde und auf Bingleys Landsitz das Bett hüten müsse. Elisabeth die über das Verhalten ihrer Mutter nur erröten kann, stattet ihrer Schwester für mehrere Tage einen Krankenbesuch ab. In Netherfield lernt sie dabei nicht nur seine hintersinnigen und selbstherrlichen Schwestern näher kennen, sondern auch Mr.Darcy, der sich oft in seine eigene Gedankenwelt zurückzieht und dadurch eine kühle Reserviertheit ausstrahlt. Mr.Bingley ist der einzige der ihre Sympathie verdient, da er sich hingebungsvoll um ihre Schwester Jane kümmert. Doch auch Elisabeth bleibt nicht unbeobachtet. Die Bingley Schwestern finden die vernunftbegabte und wortreiche Elisabeth, zu gewöhnlich und plump. Ihr fröhliches und natürliches Wesen lässt hingegen Darcys Interesse für sie aufflammen. Doch sie zu ehelichen wäre für ihn undenkbar. Ist sie doch weit unter seinem Stand und ihre unangenehme Familie die er bei einer Heirat aufgehalst bekommen würde, ist ihm mehr als zuwider. Als Jane genesen und zurück in ihrem Elternhaus ist, reist Bingley mit seiner Gefolgschaft ab, es macht die Runde das er nicht vorhätte je wieder nach Netherfield zurückzukehren und Mrs.Bingley sieht all ihre Fälle davon schwimmen. Tagelang muss sie auf Grund von Nervenleiden das Bett hüten. Doch munter kann sie es verlassen als Elisabeth einen Heiratsantrag erhält. Aus dem nichts taucht Mr.Collins auf, der Neffe von Mr.Bennet, dem laut Erbfolgerecht all ihr Vermögen und auch das Haus zusteht, sobald Mr.Bennet unter der Erde liegt. Eine ausgezeichnete Wahl findet die Mutter, würde das Haus und alles andere doch dann in der Familie bleiben. das Mr.Collins ebenso ungebildet wie wichtigtuerisch ist und mit dem Elisabeth niemals glücklich werden würde übersieht sie dabei geflissentlich. Doch Elisabeth denkt nicht einmal daran den Antrag des kriecherischen Mannes anzunehmen. Sehr zum Missfallen ihrer Mutter, die sie das auch deutlich spüren lässt, mehrere Wochen wird sie von ihr völlig ignoriert. Mr.Collins der mit dem Vorsatz nach Longbourne gereist ist, mit einer Ehefrau nach Hunsford zurückzukehren hält auch an diesem Vorhaben fest und macht Elisabeths Freundin einen Antrag. Die ihn auch - zur Verwunderung aller - annimmt. Als Elisabeth die beiden dann auf Hunsford besucht und dort auf einigen Empfängen zugegen ist, trifft sie zu ihrem Verdruss auf Mr.Darcy. Der kann seine Zuneigung nicht mehr verbergen und macht Elisabeth einen Heiratsantrag.


„Gott behüte! Das wäre das Allerübelste! Einen Mann nett zu finden, den man zu hassen beschlossen hat! Wünsch mir doch nicht so etwas Schlimmes.“

Trotz seiner Gesellschaftlichen Stellung und seines strikten Klassendenkens lässt sich Mr.Darcy dazu herab Elisabeth seine liebe zu gestehen, doch nicht ohne sie deutlich darauf hinzuweisen das sie - eine mittellose Frau aus dem Gentry - es eigentlich nicht Wert sei sich über die Normvorstellung hinwegzusetzen und damit die Sitten zu verletzen. Doch nicht nur Darcy ist konträr in seinem Verhalten. Die Gesamtheit aller in Jane Austen vertretenen Figurenkonstellationen gestalten sich als kontrastreich und wirken mitunter sogar karikativ, auch eine gewisse Ironie lässt sich nicht leugnen. Sie arbeitet jeden ihrer Charaktere präzise aus und weist ihnen moralische Züge zu, so entstehen kleine miniatur-Portraits. Dabei verzichtet sie vollkommen auf die Beschreibung von Äußerlichkeiten oder den Schauplatz der Handlung, einzig die Individuen und ihre Beziehung zu sich selbst oder zu anderen ist erwähnenswert. Die auktoriale Erzählstimme hält sich aber nicht damit auf sich leisen Andeutungen hinzugeben, sie zählt die Charaktereigenschaften einfach gleich auf. Für mich wirkte es daher in einigen Passagen eher Oberflächlich oder wie ein beiläufiger Bericht. Vergeblich lange habe ich auch darauf gewartet das mehr als nur Blicke und Worte ausgetauscht werden. Es mussten ja nicht gleich schwitzende Körper sein die übereinander herfallen, aber ein zwei sachte Berührungen hätten mir schon ausgereicht um mich abzuholen. Doch nicht nur in seinen Konventionen, sondern auch sprachlich ist „Stolz und Vorurteil“ recht altmodisch. Natürlich, es ist ja auch schon vor 200 Jahren erschienen. Seitdem wurde es zig mal verfilmt und neu Aufgelegt, selbst als Grundlage für ein Broadway Musical hat es hergehalten. „Stolz und Vorurteil“ ist nicht nur der Inbegriff eines Liebesromans, zugleich wird es auch als Gesellschaftskritisches Werk verstanden. Abschließend kann ich eigentlich nur noch anmerken, dass „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen ein netter Zeitvertreib war, aber eben auch nur das.

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