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  • AutorenbildMiss Cooper

Jules Verne - In 80 Tagen um die Welt

Roman

Originaltitel : Le Tour du Monde en quatre-vingts jours

Erstausgabe : 1873

Verlag : dtv


Klappentext:


Sind es wirklich 80 Tage oder nur 79 wegen der Zeitverschiebung ? Der spleenige Engländer Phileas Fogg will jedenfalls seine Wette gewinnen. Ob Witwenrettung, Seesturm oder Indianerüberfall - nichts darf die spannende Jagd um die Welt gefährden.




Rezension:


Jetzt wo ich einen Krimi nach dem nächsten gelesen habe, ist mein Blutdurst für eine ganze Weile gestillt und mir steht der Sinn nach etwas weniger nervenaufreibenden.

Und wie ich so mein Bücherregal abgehe, fällt mein Blick auf ein zartes unscheinbares, schon leicht angestaubtes Buch. Eines was ich mir schon lange vornehme zu lesen, welches es aber nie aus den Reihen meines Regals geschafft hat. Ich tue mich leider etwas schwer ein Buch zu lesen, dessen Geschichte ich schon in sämtlichen Varianten gesehen, gehört oder gelesen habe. Doch dieses mal wird es entstaubt und aufgeschlagen. Die leicht vergilbten Seiten verströmen einen modrigen Duft, doch die Geschichte ist noch dieselbe. Das ist auch gut so, denn sie war schon damals fantastisch. Anfangs fiel es mir nicht leicht mich auf Vernes Stil einzulassen, doch nach den ersten fünf Seiten ging es schon besser, nach drei weiteren war ich schon völlig in Jule Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ versunken.


Phileas Fogg ist reich, er ist kultiviert und nach seinem Tagesablauf kann man die Uhr stellen. Freunde und Verwandte kann er nicht sein eigen nennen und so kommt es das er Mutterseelenallein in seinem Londoner Anwesen lebt.


„Lunch und Dinner nahm er stets im Club ein, pünktlich wie ein Uhrwerk, immer genau zur selben Zeit, im selben Saal, am selben Platz und ohne jemals andere Clubmitglieder an seinen Tisch zu bitten, geschweige denn Fremde.“

Da der zuweilen exzentrische Mr. Fogg recht genügsam ist, benötigt er auch nur einen Hausdiener, den er aber entlassen muss, weil dieser sein Rasierwasser nicht auf die von ihm gewünschte Temperatur gebracht hat. Auf diese nun freigewordene Stelle bewirbt sich der Junge Franzose Jean Passepartout, der schon viel im Land herumgekommen ist und nun froh wäre endlich eine Stelle anzutreten bei der er sesshaft werden kann. Bei dem ruhigen Phileas Fogg glaubt er seine Wünsche erfüllt zu sehen. Doch weit gefehlt, noch am selben Abend verlässt er mit seinem neuen Herrn England, um eine Reise um die Welt anzutreten. Eben dieser hat nämlich mit den Mitgliedern des Londoner Reform Clubs gewettet das es möglich sei, die Welt in nur 80 Tagen zu umrunden. Niemand glaubt so recht an den Erfolg dieser Wette, doch Fogg will es den Gentleman beweisen. Sein Einsatz sind 20 000 Pfund Sterling, die hälfte seines Vermögens, die andere Hälfte benötigt er für seine Reise, denn bis auf Wechselkleidung für den nächsten Tag nimmt er nichts mit. Etwa zur gleichen Zeit wird die Bank of England um 55 000 Pfund Sterling erleichtert, der Dieb gleicht bis zur Haarspitze Phileas Fogg. Daraufhin macht es sich der ehrgeizige Inspector Fix zur Aufgabe, Fogg zu stellen und auch gleich noch die satte Belohnung einzustreichen, die auf den Flüchtigen ausgesetzt ist. Fix heftet sich also an die Fersen von Phileas Fogg und seinen loyalen Diener Passepartout. Während der Inspector mit dem Problem kämpft, das der angeforderte Haftbefehl einfach nie rechtzeitig mit Fogg am gleichen Ort ist, müssen auch Herr und Diener so einige Strapazen auf sich nehmen, wie die Verhaftung Passepartouts, weil er mit Schuhen einen Tempel betreten hat, oder einer Bahnstrecke deren Schienen mitten im Indischen Nirgendwo enden. Doch welch ein Glück, Fogg führt ja sein restliches Vermögen mit sich und ist auch nicht gerade knauserig damit. Hier und da besticht er ein paar Leute und erkauft sich sogar einen eigentlich unverkäuflichen Elefanten als Transportmittel. Während Fogg mit einer seltsam stoischen Art gesegnet ist, die durch nichts und niemanden ins Wanken gerät, hat Passepartout immer Sorge, das die Reise wegen ihm und seinen Missgeschicken scheitern wird.


Eines ist mir nach dem lesen dieses Buches bewusst geworden, das Reisen im 19 Jahrhundert - auch wenn sie nicht um die ganze Welt gingen, in jedem Fall immer ein Abenteuer waren. Wenn ich mir vorstelle das der Zug in dem ich sitze urplötzlich von einem Stamm Indianer angegriffen werden würde, oder ich zwei Wochen auf einem wenig komfortablen Schiff, bei dem Seekrankheit vorprogrammiert wäre, den Ozean überqueren müsste, weiß ich nicht wieviel Freude ich dabei hätte. Was mir anfangs eher wie ein Reisebericht vorkam, mit den Aufzählungen und den präzisen Zeit- und Datumsangaben, entwickelte sich zu einem überaus spannendem Abenteuerroman, der - wie es sich für ein Abenteuer gehört auch mit einer ordentlichen Portion Komplikationen ausgestattet wurde. Verne sparrt nicht an Eindrücken der jeweiligen Länder, Ortschaften und Personen, doch besonders emotional und tiefgründig sind diese allerdings nicht. Wie auch, es bleibt ja auch dem seltsam ungleichen Paar keine Zeit sich der Landschaft bewusst zu werden, oder länger an einem Ort zu verweilen, denn immerhin gilt es in 80 Tagen zurück in London zu sein. Es ist also Eile geboten und das merkt man auch am temporeichen Schreibstil der wenig Raum für Abschweifungen lässt. Auch wenn ich den Ausgang der Geschichte schon kannte, habe ich trotzdem mit den beiden lebendig und sympatisch gezeichneten Charakteren mitgefiebert. Es war wirklich interessant für mich Einblicke in die damalige Gesellschaft, die Politische Lage und die Wirtschaftlichen Errungenschaften zu bekommen, die Verne stellenweise minutiös beschreibt. Hin und wieder vielleicht etwas zu minutiös. Und so ganz nebenbei wurden mir Werte wie Güte, Loyalität, Pünktlichkeit und Weitsicht vermittelt.


Vor über 100 Jahren schuf Jules Verne einen Abenteuerroman dessen Geschichte auch heute noch fast jeder kennt. Wer allerdings noch nie etwas von Jules Vernes „In 80 Tagen um die Welt“ gehört hat, sollte dies schleunigst nachholen. Ich für meinen Teil bin froh das ich diesem Klassiker eine Chance gegeben habe.

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