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  • AutorenbildMiss Cooper

Oscar de Muriel - Der Teufel von Dundee

1. Auflage : 2022

Originaltitel : The sign of the devil

Verlag : Goldmann


Klappentext:


Edinburgh 1890. Inspektor McGray ertappt zwei Grabräuber auf dem Friedhof, und beim Anblick der Leiche gefriert ihm das Blut in den Adern. Der Toten wurde das Zeichen des Teufels ins Gesicht gebrannt. Dasselbe Zeichen taucht kurz darauf in Edinburghs Irrenanstalt auf, mit dem Blut eines getöteten Patienten an die Wand geschmiert. Beschuldigt wird die berüchtigte Insassin des Hauses: McGrays Schwester Amy, die ihre Eltern brutal ermordet haben soll. Verzweifelt wendet sich McGray an einen alten Freund: Ian Frey. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt, um Amy Unschuld zu beweisen - und die Spur führt zurück zu jener schrecklichen Nacht, als der Teufel McGrays Elternhaus in Dundee heimsuchte…





Rezension:


Er schrickt auf, mit rasendem Herzen. In seinem Schädel kreisen die Gedanken wie Raubvögel. Verzweiflung durchflutet ihn. Er hat ihr nichts entgegenzusetzen. Die Alpträume, in deren verworrenen Enden er sich Nacht für Nacht verheddert, sind mittlerweile zu einem Teil von ihm geworden. Er kann sich kaum noch an die Zeit erinnern, in der es anders war. In der er glücklich war. Gab es sie denn jemals? In seinen Träumen sieht er sie vor sich, wie sie dasteht. Ihr sonst so schönes Gesicht zu einer Fratze verzerrt. Das hellgelbe Kleid besprenkelt mit Blut. Es ist nicht ihres. Ihre zarte Hand umgreift ein Hackmesser, auch von ihm tropft Blut. Die dunklen Augen getrübt vor Wut und Raserei. Zu ihren Füßen liegen zwei Menschen. Ein Mann und eine Frau. Ihre Eltern, beide tot. Wie gelähmt steht er in der Tür zur Bibliothek. Noch kann sein Gehirn nicht erfassen was geschehen ist. Es sind auch seine Eltern aus deren reglosen Körpern das Blut unaufhaltsam strömt. Einen Wimpernschlag später stürzt sie sich auf ihn. Ein gellender Schmerz durchzieht seine Hand, dann wird die Welt um ihn herum schwarz. Nur wiederwillig löst sich der zähe Gedankennebel auf und lässt eine bleierne Schwere zurück. Auch nach all den Jahren, will sein Verstand nicht akzeptieren was Tatsache ist, dass Amy, seine geliebte kleine Schwester, ihrer beider Eltern getötet und ihm im Wahn einen Finger abgetrennt hat. Für Adolphus McGray besteht kein Zweifel, etwas hat an jenem Tag Besitz von ihr ergriffen und es ist nun an ihm sie zu davon zu befreien. Während Amy ihr tristes Dasein in einer Anstalt für psychisch Kranke fristet und seit den Ereignissen kein Wort mehr spricht, geht er jeder noch so abwegig erscheinenden Spur nach, die ihm Hinweise auf die übernatürliche Macht liefern könnte denen seine Schwester anheimgefallen ist. Der Wunsch Amy vom Wahnsinn zu befreien, wird zu seinem Lebensinhalt. Die Suche nach der Lösung, zur Obsession. Und Schottland ist ein nie versiegender Fluss von geflüstertem Wissen über die uralten Rituale.


Auf dem Greyfriars Kirkyard Friedhof in Edinburgh verschwinden seit einiger Zeit, in den Neumondnächten immer wieder Leichen aus ihren Gräbern. Inspector Adolphus McGray vermutet das es Anhänger eines Hexenzirkels sein könnten, die auf der Suche nach Zutaten für ihre Zaubertränke sind.


„Auch des Lästerjuden Lunge, Türkennas’ und Tartarzunge; Eibenreis, vom Stamm gerissen, In des Mondes Finsternissen…“


Zusammen mit einem kleinen Polizeitrupp lässt er den Friedhof daraufhin observieren und tatsächlich, auch in der folgenden Neumondnacht wird eines der frischen Gräber geplündert. Während sie die Diebe verfolgen, erkennt McGray allerdings schnell, dass es sich lediglich um zwei einfache Grabräuber handelt und nicht um die Handlanger der Hexen, wie er vermutete. Tragischerweise wird einer der beiden Männer bei der Flucht tödlich verwundet. Der andere hingegen entwischt in die mondfinstere Nacht. Als die Ermittler die zurückgelassene Leiche begutachten, stockt ihnen der Atem. Die Wange der betagten Frau wurde anscheinend markiert und das Symbol auf ihrer Haut lässt keinen Raum für Interpretationen.


„Ein paar bedrohlich wirkende Schlitzaugen, gekrönt von langen, großen Hörnern.“


Es ist eindeutig das Zeichen des Teufels. Wenig später prangt dieses Symbol, in Blut geschrieben an der Fassade der Nervenheilanstalt, in der auch McGrays Schwester Amy untergebracht ist. Es ist das Blut eines Patienten der auf brutale Weise in seinem Zimmer ermordet wurde. Caroline Ardglass, die sich seit den jüngsten Ereignissen, bei denen sie zusammen mit den beiden Detectives McGray und Frey einem erbarmungslosen Hexenzirkel entgegenstellen musste, zunehmend mit der jungen Miss McGray verbunden fühlt und sie seitdem oft heimlich besucht, ist an diesem Abend ebenfalls anwesend. Als sie das Zeichen sieht, ist ihr sofort klar das sich etwas verheerendes zusammenbraut. Caroline hat bereits gehört das die Frau, deren Leiche aus ihrem Grab entwendet wurde, ebenfalls Patientin der Nervenheilanstalt war. Sie kann sich genau vorstellen wohin die Vermutungen der Allgemeinheit führen werden. Zu Amy McGray. Amy selbst behauptete in ihren letzten Worten, nachdem sie ihre Eltern ermordete, dass sie vom Teufel besessen wäre. Und jeder in Edinburgh kennt ihre dramatische Geschichte, die sich sieben Jahre zuvor im schottischen Dundee zugetragen hat. Caroline muss etwas unternehmen um die zukünftigen Behauptungen, Amy McGray wäre an dem Mord beteiligt im Keim zu ersticken. Und sie weiß genau wen sie um Hilfe bitten muss. Ian Frey, der, als seine Abteilung beim CID aufgelöst wurde, zurück nach England ging. Als sie ihn aufsucht, verspürt er eigentlich keine große Lust in das Land zurückzukehren in dem er wieder und wieder nur knapp dem Tod von der Schippe gesprungen ist. Doch wenn er ehrlich ist, fühlt er sich auch in seinem vormals heißgeliebten England nicht mehr wirklich zuhause. Und wenn er noch ehrlicher ist, empfindet er sogar etwas wie freundschaftliche Gefühle für seinen ehemaligen Vorgesetzten Adolphus McGray. Er weiß genau wie viel ihm seine Schwester bedeutet, welche Gefahren er bereits für sie auf sich genommen hat und das, wenn sie jetzt für einen Mord, den sie nicht begangen hat belangt wird, die Welt für ihn in tausend Scherben brechen würde. Frey will zuerst selbst einen Blick auf die Leiche des ermordeten Mannes werfen, doch die ist urplötzlich verschwunden. Einer Eingebung folgend fahren Frey und McGray zur Universität von Edinburgh. Im Anatomischen Theater finden sie den Mann, der in diesem Moment Bestandteil der Vorlesung ist. Da Teile des Körpers bereits als Anschauungsobjekte dienten, muss er in der Rechtsmedizin erst einmal wieder zusammengesetzt werden. Dabei fällt dem Rechtsmediziner Dr. Reed auf, das ein Stück Haut aus der Wange entfernt wurde. Die Vermutung legt nahe, das sich an der Stelle ebenfalls das Teufelssymbol befand. In der Anatomischen Abteilung der Universität weiß allerdings niemand wer die Leichen sind, woher sie kommen und wer sie bringt. Was Frey und McGray allerdings wissen, ist das an der Sache irgendetwas faul ist. Doch um das zu beweisen brauchen sie Zeit. Zeit die sie nicht haben, denn in den Zeitungen wird Amy bereits als Täterin gehandelt und ihr Kopf gefordert.


Meine Erwartungshaltung an Oscar de Muriels neuesten und mittlerweile siebten Band „Der Teufel von Dundee“ war nicht allzu hoch. Seine letzten Romane aus der McGray und Frey Reihe fand ich bestenfalls durchwachsen. Aber irgendwie war es mir dann doch ein inneres Bedürfnis diesem Buch eine Chance zu geben. Und wenn es rein aus Nostalgie zu seinen ersten Werken war. Anfänglich wurde ich allerdings nicht dafür belohnt. Der beginn der Handlung wirkte unnatürlich zusammengesetzt. De Muriel verhedderte sich in Aussagen, teilweise waren Ereignisse unlogisch konzipiert und ich hatte das Gefühl das Kleinigkeiten viel zu viel Gewicht beigemessen wurde. Die Sympathie die ich einst für den rauen und ungehobelten Schotten McGray empfand erlosch in „Der Teufel von Dundee“ fast vollständig. Er entpuppte sich als wildgewordener Pavian, dessen Sätze nicht mehr nur aus groben Beleidigungen bestehen, sondern der dazu auch permanent um sich schlägt. Die sonst so erheiternden Schlagabtausche wurden jetzt nicht mehr verbal ausgetragen, sondern mit Fäusten. Ich war also doch ein wenig ernüchtert. Bis etwa bei der hälfte des Buches aus dem dahinplätschernden mittelmäßigem Kriminalroman ein reißender Fluss wurde, der Dramatik, Emotionen und unvorhergesehene Wendungen mit sich führte, und letztlich in einem exzeptionellen Schlussakt mündete. Ein Finale das auch gleichzeitig die Ära von Ian Frey und Adolphus McGray enden lässt.

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