top of page
  • AutorenbildMiss Cooper

Victoria Walters - Die Krimi-Ladys von Dedley End

1.Auflage : 2022

Originaltitel : Murder at the House on the Hill

Verlag : Goldmann


Klappentext:

Im malerischen Örtchen Dedley End betreiben Nancy Hunter und ihre Großmutter Jane eine Krimi-Buchhandlung.

So aufregend ihre Bücher sind, so beschaulich ist ihr eigenes Leben - bis die Krimi-Ladys zu einem Empfang im Herrenhaus

Der Familie Roth eingeladen werden. Denn noch während des Begrüßungscocktails wird die schöne Lady Roth über eine Brüstung in den Tod gestoßen. Aber wer könnte sie ermordet haben und warum? Nancy und Jane beschließen, Nachforschungen anzustellen.

Bald jedoch fragen sie sich, ob das eine gute Idee war. Denn der Mörder hat längst bemerkt, dass sie ihm auf den Fersen sind…




Rezension:


Ob brutal flauschiger Landhaus-krimi, oder eiskalter Krimi-Noir, sie füllen meine Regale zuhauf. Eingekuschelt in meine lieblings Wolldecke, vor mir eine Tasse lauwarmer Tee. Überschreite ich Grenzen, starre in finsterste Abgründe und stille meine Gier nach dem Bösen. In der Geborgenheit meines behaglichen Wohnzimmers, kann ich meine Ängste hypothetisch erleben, denn eines weiß ich genau, am Ende wird alles gut. Die Sicherheit wird wieder hergestellt. Kaum ein Genre in der Literatur ist so vielschichtig, wie das der Kriminalromane und kaum eines ist so beliebt bei seiner Leserschaft. Es gilt der ewige Kampf gut gegen böse. Im Fokus einer jeden Kriminalgeschichte, steht ein Verbrechen, meist wird das fünfte der zehn Gebote gebrochen. Unweigerlich tut sich ein bunter Katalog von Fragen auf, die durch die ermittelnde Person, im laufe der Geschichte beantwortet werden. Und ich, ich kann aus sicherer Entfernung ebenfalls, durch scharfsinnige Kombinationsgabe miträtseln und versuchen die einzelnen Puzzleteile zusammenzusetzen. Und schlussendlich völlig verblüfft sein, weil ich wirklich auf die falsch gestreuten Hinweise reingefallen bin. Eines der vielen Subgenres des klassischen Kriminalromans ist der Cosy Crime, eine gemütlichere Variante, eingebettet in einer wunderschönen Landschaft. In der es selten ein Berufsermittler ist, der dem Mörder das Handwerk legt, sondern meist ein neugieriger Zivilist auf Spurensuche geht. Auch alltäglichere Dinge wie Familienleben, Freundschaften und Romantische Beziehungen finden in einem Cosy Crime ihren Platz. Victoria Walters „Die Krimi-Ladys von Dedley End“ bedient genau dieses Genre der Kriminalromane.


In den Cotsworlds, dem Herzen Englands, wo Schafherden auf sanften grünen Hügeln grasen und die pittoresken Ortschaften mit ihren honigfarbenen Cottages und den engen Kopfsteinpflasterstraßen, die Landschaft schmücken, liegt das Dörfchen Dedley End. Die sechsundzwanzig jährige Nancy Hunter könnte sich keinen schöneren Flecken Erde zum Leben vorstellen. Sie ist dort aufgewachsen, kennt jeden Grashalm und seit sie einige Jahre zuvor den Buchladen von ihrer Großmutter Jane übernahm, wüsste sie auch keinen Grund mehr, das Dorf in dem sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, zu verlassen. Sie würde es auch gar nicht übers Herz bringen ihre Großmutter, bei der sie lebt, seit sie zehn Jahre ist, zurückzulassen und auch den Buchladen selbst könnte sie niemals aufgeben. Ihr verstobener Vater hat diese besondere Buchhandlung, in der es ausschließlich Kriminalromane, Detektiv-, Polizei- und Spionagegeschichten im Sortiment gibt, vormals eröffnet.


Obwohl Nancy mit ihrem Leben mehr als zufrieden ist, wäre ihr ein wenig Abwechslung im Alltag nicht unlieb. Diese ergibt sich schneller als gedacht, in Form einer Einladung zu der Verlobungsfeier von Maria Roth. Was sehr erstaunlich ist, denn die Tore von Roth Lodge dem Familienanwesen wurden seit fast dreißig Jahren nicht mehr für Besucher geöffnet. Seit eine Gartenparty aus dem Ruder lief, hat sich die Familie Roth fast völlig aus dem Dorfleben zurückgezogen und sich in ihrem herrschaftlichen Anwesen auf einem kleinen Hügel, etwas außerhalb von Dedley End verschanzt. Und nun soll das halbe Dorf Teil dieser Feierlichkeit werden. Nancy kann es nur recht sein, sie war schon immer neugierig darauf, wie es ist, die heiligen Hallen von Roth Lodge zu betreten. Jonathan, Nancys Freund aus Kindertagen und Lokalreporter in Dedley End, hat es sich in den Kopf gesetzt ebenfalls zu der Verlobungsfeier zu gehen. Obwohl er explizit nicht eingeladen wurde, die Presse ist bei dieser Veranstaltung unerwünscht, hofft Jonathan dort endlich eine richtige Story an Land ziehen zu können. Es gelingt ihr, Jonathan mit einzuschleusen und der, wird alles andere als enttäuscht. Während des Sektempfangs gellt ein markerschütternder Schrei durch den Salon.


Unter der Balustrade der Empfangshalle, auf dem Steinfußboden liegt Lucy Roth. Tot. Offensichtlich ist sie über das Geländer gefallen. Allen ist sofort klar, das kann kein versehen gewesen sein, es war ganz klar Mord. Nancy, die das Gefühl hat, dass bis auf ihren Ehemann Harry Roth, niemand aus der Familie um die junge Frau trauert, ja nicht einmal ehrlich betroffen wirkt, will Lucy Gerechtigkeit zukommen lassen. Sie nimmt sich vor, der Sache selbst auf den Grund zu gehen, denn immerhin versteht sie berufsbedingt eine ganze menge von Morden. Doch so leicht wie es in ihren Büchern scheint, ist es dann doch nicht. Gemeinsam mit ihrer Großmutter, deren Neugierde, die von Nancy fast übertrifft und Jonathan der eine noch viel größere Story wittert versucht sie mehr über die Frau herauszufinden, die erst seit sechs Monaten Teil der Familie Roth war. Und die dort auf eine generelle Ablehnung stieß. Unter Lucys Mädchennamen findet sie nirgends etwas. Was die Vermutung nahelegt, dass, wenn sie kein Geist gewesen war, unter falschem Namen geheiratet hat. Aber warum? Was hat die bildschöne Frau versucht zu verbergen? Nancy ist sich sicher, das der Mörder innerhalb der Familie zu suchen ist und das dazugehörige Motiv wird sie auch noch herausfinden.


„Harry war eines Tages einfach wieder vor der Tür gestanden und hatte alle mit seiner heimlichen Heirat vor den Kopf gestoßen.
Nicht nur das, er hatte auch noch unter seinem Niveau geheiratet, jedenfalls in den Augen der Familie, eine Frau aus bescheidenen Verhältnissen, die dann auch noch versuchte, ihre eigenen Vorstellungen im Haus durchzusetzen…“

„Die Krimi-Ladys von Dedley End“ ist ein Cosy-Krimi nach Lehrbuch. Alles ist ein wenig weicher. Die malerische Landschaft kreiert eine Atmosphäre die im gesamten Buch erhalten bleibt. Eine, die mich an Herbstlaub und knisternde Kaminfeuer denken lässt. Der Todesfall selbst, bleibt eher eine Randnotiz, etwas das geschehen musste, aber zu blutig ist um sich davon zu sehr einnehmen zu lassen. Und dennoch gab es keine Seite, die ich als unspannend empfunden hätte. Victoria Walters streut ihre Hinweise gut gezielt, aber auch auf die falschen Fährten. Natürlich bin ich auf diese reingefallen, dabei habe ich mich doch für so raffiniert gehalten. Den Mörder habe ich bis zum Großen Finale nicht entlarven können. Wobei ich sagen muss das der Knall am Ende, für mich eher ein laues Lüftchen war. Es war mir einfach zu weit hergeholt und nicht plausibel genug. Auch sprachlich musste ich zunächst reinkommen. Ihr Syntax ist etwas holprig und wirkt dadurch gestelzt. Manche Formulierungen hören schlichtweg verkehrt an. Doch trotz der hin und wieder wildgestückelten Sätze, fand ich sehr schön ausgearbeitete Dialoge vor und auch die Charakteristika der Protagonisten wurden hingebungsvoll gezeichnet. Es blieb zwar alles ein wenig oberflächlich, aber dennoch brillierten sie mit Charme und Liebenswürdigkeit.

8 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page