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Oscar de Muriel - Die Schatten von Edinburgh

  • Autorenbild: Miss Cooper
    Miss Cooper
  • 26. Apr. 2018
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. März 2019

1. Auflage : 2015

Originaltitel : The Strings of Murder

Verlag : Goldmann


Klappentext:


Inspector Ian Frey wurde nach Schottland zwangsversetzt - für den kultivierten Engländer eine wahre Strafe. Als er seinen neuen Vorgesetzten Mc Gray kennenlernt, findet er all seine Vorurteile bestätigt. Der Schotte ist ungehobelt, abergläubisch und bärbeißig.

Doch dann bringt ein schier unlösbarer Fall die beiden grundverschiedenen Männer zusammen. Ein Violinist wird in seinem Heim ermordet. Sein aufgelöstes Dienstmädchen schwört, das es in der Nacht drei Geiger im Musikzimmer gehört hat. Doch in dem von innen verschlossenen Fensterlosen Raum liegt nur die grausam zugerichtete Leiche des Hausherrn.




Rezension:


Als ich „Die Schatten von Edinburgh“ von seiner Folie befreit und der erste Schwall nach Lösungsmitteln und anderen Chemikalien verflogen ist, wende ich es von rechts nach links, blättere es im Schnelldurchlauf einmal durch, befühle die Seiten, nehme ihren Geruch war und lasse die Bilder die in meinem Kopf entstehen wirken. Auch dieses Mal ist es das einer alten eichenvertäfelten Bibliothek die ihre charakteristische Geruchsmischung aus Holzpolitur, Staub und einer leicht modrigen Note versprüht.

Obwohl ich den Klappentext schon kenne, lese ich ihn noch einmal, bevor ich mit dem eigentlichen Buch beginne.


London 1888, Jack the Ripper hält durch seine Mordserie die Bevölkerung in Atem.

Ian Frey, Leitender Inspector beim CID ( Criminal investigation Department - oder einfach gesagt die Polizei im Vereinigten Königreich) wird vom Premierminister persönlich nach Edinburgh versetzt, um dort einen möglichen Ripper Nacharmer zu fassen ohne das die Presse davon Wind bekommt. Aber nicht weil er der beste ist, sondern weil er am entbehrlichsten ist. Wiederwillig zieht der aus London stammende Frey in die Schottische Hauptstadt, die in seinen Augen eine schäbige und elende Provinz ist und seine Bewohner tölpelhafte, plumpe Trampel sind, die man durch ihren lächerlichen Akzent sowieso nicht versteht.


„Als ich mir die Lederhandschuhe anzog und meinen Schirm aufspannte, fühlte ich mich vollkommen fehl am Platz, so in einem makellosen schwarzen Anzug gekleidet inmitten einer Menge von Verladern und Fischweibern. Aus allen Richtungen drangen Schreie in diesem schottischem Akzent, der das R auf noch widerwärtigere Weise rollt, als es die Iren tun.“

Als er seinen neuen Vorgesetzten McGray kennenlernt sieht er all seine Vorurteile bestätigt. McGray ein Schotte durch und durch, leger, rau, chaotisch und in seinen Arbeitsmethoden recht unkonventionell, könnte dem förmlichen, immer gut gekleideten und vor stolz strotzenden Frey nicht unähnlicher sein. Doch Zwei Dinge verbindet sie miteinander, die Leidenschaft zu ihrem Beruf und die offenkundige Abneigung dem anderen gegenüber, der sie nicht müde werden bei jeder sich bietenden Gelegenheit kundzutun. Zusammen mit McGray soll er den Mord an Guilleum Fontaine einem begnateten Violinisten aufklären. Lange Zeit tappen beide völlig im Dunkeln, doch die Hinweise auf einen dämonischen Hintergrund häufen sich. Und eine Violine auf der ein Fluch lasten soll rückt in den Fokus. Als weitere Geiger, die auf dieser Violine gespielt haben sterben, kann auch der rational denke Frey die Augen vor dem offenkundigen nicht länger verschließen.


Selten vereinten sich beim lesen eines Buches so viele Gemütsregungen in mir, wie bei „Die Schatten von Edinburgh“ . Im Vordergrund steht ganz klar die Zwischenmenschliche Beziehung von Frey und McGray deren Dialoge so witzig, charmant und doch so feindselig geführt werden, das ich stellenweise aus dem Lachen nicht mehr rauskam. Der eigentliche Fall, obwohl der in keinem Fall unspannend ist - mitunter sogar ziemlich gruselig anmutet, rückt anfangs in den Hintergrund, doch die beiden Streithähne zu begleiten hat mir auf jeden Fall genügend Freude bereitet. Obwohl es ausschließlich aus der Sicht von Frey geschildert wird, schafft de Muriel es, eine blumige perfekt vorstellbare Kulisse zu schaffen. Auch die Nebencharaktere werden durch Frey so gut gezeichnet das ich mir ein ganz genaues Bild von ihnen machen konnte. Die boshafte Lady Ardglass, die von allen Menschen hinter ihrem Rücken nur Lady Glass genannt wird, weil sie dem Alkohol verfallen ist, oder ihr fetter, feister Neffe Alistair Ardglass, der sich für Gottes bestes Werk hält. Stilistisch schafft er eine willkommene und erfrischende Abwechslung zu den heutigen Kriminalromanen. Es gibt weder Handys noch schnelle Krankenwagen, sondern man verständigt sich mit Telegrammen und bewegt sich mit Pferdekutschen fort. Und auch die medizinischen Kenntnisse, sind zu der Zeit alles andere als fortschrittlich. Dadurch wirkt der Roman völlig entschleunigt und ich kann das Lebensgefühl dieser Zeit erahnen. Hin und wieder gibt es ein paar Passagen die sehr modern geschrieben sind, aber auch das wirkt in keinster Weise fehl am Platz. Bis zur letzten Seite behält de Muriel seine leidenschaftliche und spannende Schreibweise bei. In jedem Fall hat mir Oscar de Muriel mit seinem Erstlingswerk eine wahnsinnige Freude bereitet. Und noch mehr freue ich mich darauf den zweiten Band zu lesen.


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